09 Feb 2022
RIJEKA 2020 - WAS BLIEB VON DER KULTURHAUPTSTADT EUROPAS?

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Kvarner Region Tourist Board (Deutsch)

Kunst unter freiem Himmel, wie etwa groß dimensionierte Murals (Graffiti) oder Installationen und Skulpturen zeitgenössischer Künstler an den Kvarner Festlandund Inselküsten (Projekt »Lungomare Art«) waren in der pandemiegebremsten Kulturhauptstadt Rijeka möglich und werten den öffentlichen Raum dauerhaft auf. – Langfristig gesehen bleibt der quirligen Hafenstadt und ihren Besuchern aber weit mehr.

So attestierte die Kulturmanagerin Irena Kregar Šegota RIJEKA 2020 »die größte Investition in Kroatiens Kultur seit 1945«, wobei die Restaurierung und Verwandlung des über viele Jahre verwaisten BenčićIndustriekomplexes in ein Kunstund Kulturviertel sicherlich das wertvollste Erbe des Titels darstellt. Er beheimatet nun u. a. das Stadtmuseum in der ehemaligen Zuckerfabrik, der Wiege des Fortschritts im 19. Jhdt. Die einstige Tabakfabrik birgt das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst – ein lebendiger, abwechslungsreich bespielter, familientauglicher Ort (mmsu.hr). Am begehbaren Wellenbrecher Molo Longo im Stadthafen startet Titos wundersame Staatsyacht »Galeb« ihr 5. Leben als Museum (kl. Foto oben während der Restaurierung in Kraljevica) und im Kroatischen Nationaltheater zeigen sich die Deckengemälde von Gustav Klimt frisch restauriert.

Der »Zuckerpalast« kennt die Antwort

Was machte Rijeka im 19. Jhdt. zum »Silicon Valley« Kroatiens? Welche Rolle spielte Zuckerrohr bei der Entwicklung zur international bedeutenden Hafenstadt? Weshalb waren die Produkte der lokalen Papierfabrik in fünfzig Ländern auf allen Kontinenten begehrt, und was macht die Erfindung des Torpedos für friedliche Fortschritte wichtig? Stimmt es, dass Rijeka zwei Jahre vor Deutsch

land eine Diskothek hatte? – Wer sich für die Geschichte der Stadt, der Welt und allerlei Kurioses interessiert, wird sich womöglich sehr lange in den 30 Räumen des Stadtmuseums aufhalten. muzejrijeka.hr

 

3 Fragen an Velid Đekić, Autor mehrer Bücher über Rijekas Industrie-, Musik- und Stadtgeschichte und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Stadtmuseum.

Das neue Stadtmuseum ist bei Einheimischen sehr beliebt. Was macht es für Touristen interessant?

Der größte barocke Geschäftspalast der Habsburgermonarchie ist mit seinem imposanten Interieur, der szenografisch eindrucksvollen Haupttreppe, den frisch restaurierten Wandveduten und den schönen Reliefs an den Gewölben per se schon beeindruckend. Als ehemaliges Hauptquartier der Zuckerfabrik markiert er die Industrialisierung der Stadt im positiven Sinne, denn dank dieser Anlage entwickelte sich Rijeka im 19 Jhdt. von einer Hafenstadt mit nur 4000 Einwohnern in eine moderne, lebenswerte Metropole. Eine spannende Geschichte, die in Form von 30 Themen in 30 Räumen entdeckt werden kann.

 

Welcher dieser Räume ist Ihr persönlicher Favorit?

Ein kleines Zimmer im 2. Stock, in dem das einzige Lebewesen ausgestellt ist (kleines Foto oben). Dort gibt sich auf den ersten Blick eine Nachbildung des Männerkopfes von der Hauptfassade als Herr über Raum und Mensch. Ein Trugbild, denn in Wahrheit ist die Zuckerrohrpflanze ihm gegenüber der Star des Raumes, des gesamten Museums. Ohne sie, bzw. ihre Artgenossen aus der Vergangenheit, wäre dieser Palast nicht hier. Die MuseumsCrew pflegt die Pflanze mit geradezu liebevoller Aufmerksamkeit.

 

Rijekas Stolz auf die Erfindung des Torpedos kann mehrdeutig betrachtet werden. Wie sehen Sie das?

Der in Rijeka geborene Giovanni Luppis erfand den Torpedo 1860 zum Schutz seiner Heimat vor Seeangriffen. Er nannte ihn »Wächter der Küste«. Kann man ihm das verübeln? Für mich zeugt seine Erfindung von der fantastischen Kraft der menschlichen Kreativität. Und die hat viele Gesichter. So könnte man ohne die technischen Lösungen, die uns Torpedos aufzeigen, weder ins All gelangen noch UBoote unter Wasser steuern. Auch das Bugstrahlruder und der Kurshalter in der Schifffahrt sind »friedliche Nebenwirkungen“ der Torpedo-Erfindung.

www.visitrijeka.hr

www.visitkvarner.hr

Photo: Arsen Miletić

Bemerkung: Pre-Pandemic Photo

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