
Unterhalb der Madrisa (2.770 Meter), dem sogenannten Zauberberg des Montafon, entfaltet sich eine eindrucksvolle Zeitreise, in der Naturraum, Geschichte und Gegenwart auf vielschichtige Weise miteinander verwoben sind. In verdichteten Spielszenen – sogenannten „Shortcuts“ – begegnet das Publikum historischen Fragmenten, gesellschaftlichen Spannungsfeldern und Fragen, die bis in die Gegenwart reichen.
Eine Landschaft wird Bühne – und Mitspielerin
Die neue Produktion widmet sich dem Thema Grenzerfahrungen: zwischen Natur und Zivilisation, Vergangenheit und Gegenwart, Verdrängung und Erinnerung. Die Maisäßlandschaft selbst wird zur Bühne, in der Licht, Wetter, Tierlaute und Topografie als dramaturgische Elemente wirken. Die reduzierte, aber prägnante Regie von Andreas Kosek, choreografisch begleitet von Ruth Grabher, schafft eine eindringliche Atmosphäre, die zum Weiterdenken einlädt.
Historische Perspektiven mit Tiefgang: Lucie Varga im Zentrum
Ein zentrales Motiv bildet das Werk der jüdischen Sozialanthropologin Lucie Varga, die in den 1930er-Jahren im Montafon forschte. Ihre Beobachtungen über die jugendbewegten Züge des Nationalsozialismus und dessen Spannungsverhältnis zur kirchlich geprägten Dorfgesellschaft zeichnen ein differenziertes Bild jener Zeit. Vargas Perspektive eröffnet einen vielschichtigen Blick auf historische Zusammenhänge und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Sie bietet damit nicht nur Kontext, sondern auch eine kritische Linse auf heutige Formen der Erinnerungskultur: sachlich, analytisch und frei von Verklärung – ein Zugang, der sich mit der Haltung der Theaterwanderung deckt.
Fragen, die bleiben – und weiterführen
Was braucht es, damit echter Fortschritt gelingen kann – in einem Tal wie dem Montafon? Welche verborgenen Geschichten liegen unter der Oberfläche der alpinen Idylle? Und wie lassen sich die Spuren der Vergangenheit heute noch entziffern – zwischen Maisäß, Moor und Moränen?
Im neuen Stück der Montafoner Theaterwanderung werden genau diese Fragen aufgeworfen – nicht als bloße Kulisse, sondern als gedankliche Wegweiser. Sie eröffnen Perspektiven, werfen Licht auf blinde Flecken und machen sichtbar, was im Verborgenen lag. Ein Satz von Friedrich Hebbel wird dabei neu lesbar: „Das Montafon ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.“ Gerade die Grenzregion rund um Gargellen wird in dieser Inszenierung zum symbolträchtigen Schauplatz – für Erzählungen von Flucht, Verdrängung und Transformation. Aber auch für Hoffnung, Heilung und Aufbruch.
Informationen & Termine:
18./19./20. Juli 2025
22./23./24. August 2025
29./30./31. August 2025
Weitere Informationen: www.montafon.at/theaterwanderung